Klub 11948
- District 1920
- Broj povelje
Gründungsdatum: 18.05.1963
Charterdatum: 25.04.1964
Patenclub: RC Innsbruck
Gründungsbeauftragter: Pastgovernor Johannes B. Trentini, RC Innsbruck
Pastgovernors: Herbert Rohracher (1975/76)
Über 60 Jahre Rotary Club Lienz
Als man sich am 22. Mai 1963 zusammenfand, um über die Gründung eines Rotary
Clubs in Lienz unter der Patenschaft des RC Innsbruck zu sprechen, dachte wohl
keiner der Anwesenden, dass bis zur Überreichung der Charter fast ein Jahr
vergehen würde. Schon bei dem Ende Juni 1963 in Innsbruck veranstalteten
Kontakttreffen stellte sich ein ganz neues Gefühl der Verbundenheit mit aller
Welt ein, das in der Folge durch rotarische Gäste aus dem In- und Ausland wie
auch durch Besuche auswärtiger Clubs noch vertieft wurde.
Nicht Grenze, sondern Verbindungspunkt
Gerne wurde in den ersten Jahren, auch in Schreiben an den Präsidenten von
Rotary international, die besondere Lage der Stadt Lienz hervorgehoben - liegt
man doch am Schnittpunkt der italienischen, slowenischen und deutschen
Sprachgebiete. Viel mehr als das beschäftigten die ersten Rotarier im Schatten
der Lienzer Dolomiten jedoch andere Grenzen - Osttirol fand sich in den 60ern
an einer harten Grenze zu Italien und ohne Straßenverbindung nach Salzburg, der
Blick über die Berge war ausschlaggebend. Doch nicht die Grenze wurde Thema,
sondern Lienz mit seiner ganz besonderen Geschichte als Verbindungsort zwischen
Nord und Süd, zwischen Ost und West. Kein Wunder, möchte man meinen, dass als
Partnerclubs einerseits der RC Hof in Bayern, selbst Knotenpunkt am Eisernen
Vorhang, andererseits der RC Rovereto im Trentino gewählt wurde. Vor allem die
Verbindung über die Sprachgrenze mit der Stadt im äußersten Süden der
historischen Region Tirol war in den intensivsten Zeiten der Südtirol-Frage und
und nur wenige Jahre nach der Feuernacht ein großes Zeichen, gemeinsam an den
Problemen dieser Welt arbeiten zu wollen.
Wer von den Gründungsmitgliedern hätte sich damals
gedacht, dass sich Hof inmitten eines geeinten Deutschlands wiederfinden wird,
dass Roveretaner und Lienzer in einer gemeinsamen Europaregion aus Tirol,
Südtirol und Trentino nicht nur kein Visum mehr für einen Besuch benötigen
würden, sondern ein gemeinsamer Markt, eine gemeinsame Währung und ein
gemeinsamer Reiseraum Barrieren hinwegwischen und Türen öffnen würde...
Charterfeier auf Schloss Bruck
Fast scheint es, sie hätten es doch geahnt, wählte der RC Lienz doch für seine
Charterfeier einen mehr als nur symbolischen Ort. Zahlreiche Freunde aus
Österreich und Italien trafen sich am 25. April 1964 auf Schloss Bruck, der
ehemaligen Residenzburg der Görzer Grafen. Von hier aus wurde ein Gebiet
verwaltet, das sich heute auf Slowenien, Italien und Österreich ausbreitet,
nicht an der Grenze von, sondern mitten in einem bunten, mehrsprachigen
Kulturraum zwischen Adria und Alpen. Mitglieder nahezu aller österreichischen
Rotary Clubs und der Rotary Clubs Rovereto, Trient und Bozen erschienen. Mit
besonderer Freude vermerkte man das Kommen der RC Präsidenten Trentini aus Innsbruck
(Patenclub), Pomini aus Trient, Amon aus Bozen und Marchese Gonzaga aus
Rovereto. Der Name Gonzaga hallte in den mittelalterlichen Mauern ganz heimelig
wieder, stammte doch die letzte Gräfin von Görz, Contessa Paola, aus dieser
mantovanischen Familie. Die MusikerInnen der Akademie Mozarteum in Salzburg
umrahmten ein Festmeeting, der erste Präsident des RC Lienz, Herbert Rohracher,
führte auf Italienisch und Deutsch durch das Festmeeting und durfte von
Governor Narcis Larger die Charter in Empfang nehmen. "Der neuen
Erde entgegen", so lautete das Motto der Feierstunde und des
Festvortrages - ein zukunftsweisendes Bild für den jungen Club in Mitten der
Tiroler Berge.
60 Jahre - und kein bisschen müde
Seit dieser Feier sind nun 60 Jahre vergangen. Die rotarischen Damen, die sich
schon von Anfang an Gehör verschafften und Rückgrat für den Verein waren, sind
nun nicht mehr nur als Partner bei den Abenden zu finden, sondern seit einigen
Jahren auch als Mitglieder. Die Breite der Gesellschaft zeigt sich nicht nur in
der Vielfalt der Tätigkeitsfelder, sondern nun auch geschlechtsübergreifend.
Und so prägte jeder Präsident sein Clubjahr nach persönlicher Eigenart,
nach den Erfordernissen der Zeit und der Vielfalt gesellschaftlicher Ereignisse
- so bunt wie die Mitglieder wurde auch das Mosaik besonderer Akzente und
Projekte.
Soziale und kulturelle Themen wurden
gleichbedeutend gewürdigt, Restaurierungen von St. Chrysanten (Nörsach) und St.
Michael (Rindermarkt, Lienz) wurden durch Herausgabe von Büchern unterstützt.
Den Görzer Grafen blieb man Verbunden durch Mithilfe bei Neuaufstellung der
Egger-Lienz-Galerie im Museum Schloss Bruck oder der kompletten Sanierung und
Wiederherstellung des Hochgrabes Graf Leonhards in St. Andrä. Stipendien,
Sponsorings und Prämien für Schülerarbeiten wie auch für wissenschaftliche
Projekte zeigten die Kraft und das Wissen der Jugend im Bezirk. Der Austausch
wurde nicht nur mit den Partnerclubs, auch mit Jugendlichen aus den USA,
Frankreich und Finnland, aus Australien, Brasilien und Indien uvm. gelebt.
Direkt zu den Kindern ging es in Leseaktionen, die helfende Hand und das offene
Herz zeigte sich bei großen Katastrophen wie dem Erdbeben im Friaul, bei
Lawinen- und Hochwasserunglücken, aber auch den stillen, kaum sichtbaren
privaten Tragödien, die das Leben prägen. Dafür wurden auch immer wieder
Projekte initiiert, um zusätzliche Gelder zu lukrieren, wie etwa zuletzt das
hauptsächlich durch Josef Hilgartner geleitete und überregional durchgeführte
Buchprojekt "Koch mit uns" für diverse Sozialläden, das Entenrennen,
der Jazzbrunch oder auch die unterhaltsamen Tage am Adventmarkt.
Der Rotary Club Lienz ist vielleicht 60 Jahre alt -
aber sicherlich noch kein bisschen müde...!